BODENPROBE
PARTIZIPATIVER BAU EINER EPHEMEREN BODENSKULPTUR
Nach Rahul Mehrotra gründet die Integrität einer Stadt nicht auf ihren statischen Bauten, sondern ihren temporären Momenten. Die Floating University kennzeichnet mit ihren diversen Nutzungen und der Bewegung des umliegenden Wassers eine permanente Transformation. Die Bedeutung der Transformation von Boden für die Stadtbewohner soll durch die Herstellung einer Skulptur aus Lehm- und Stadtboden erforscht werden. Aus geeignetem Bodenaushub soll in einem partizipativen Prozess eine ephemere Struktur im Floating Becken entstehen. Selbstgepresste, modulare Bausteine aus Lehm werden in öffentlichen Workshops gefertigt und aufeinander geschichtet - bis sie vom Wasser wieder aufgelöst werden. Ergebnis ist ein Prototyp und Experiment zwischen Architektur, Städtebau, Skulptur und Performance. Die Stadt wird für die BewohnerInnen als eine fluid formbare Masse greifbar gemacht!
FLOATING UNIVERSITY BERLIN / OPEN CALL 2021
Bewerbung 15.1.2021

I Recherche: März - April
Geologische, stadthistorische und künstlerische Forschungen sollen vorab der Interaktion von Material und Produktion im Sinne eines zirkulären Bauens nachgehen. Die Suche nach geeignetem Boden wird zur Aktivierung eines breiten Publikums außerhalb der Floating University instrumentalisiert. Neben der tatsächlichen Untersuchung der Eignung der Böden sind diese öffentlichen Exkursionen in der Nachbarschaft ein performativer Akt der Annäherung und zur Reflexion gesellschaftspolitischer (Boden-)Fragen. 
Wie kommen wir dem Stadtboden näher? Wem gehört der Boden? Wie leicht zugänglich ist er in einer Großstadt wie Berlin? Zusätzlich starten die ersten Experimente und Analysen mit dem vorgefundenen Material. Wie charakterisiert sich der Berliner Boden? Schaffen unsere Zusammensetzungen genug Stabilität? Wieviel Grobsand, Kies oder Splitt muss hinzugefügt werden und können diese mineralischen Zuschläge ebenfalls in der Umgebung gefunden werden? 
Die NachbarInnen und Teilnehmenden werden zu ExpediteurInnen in ihrer eigenen Stadt. Ihre ursprüngliche „mental map“ im Sinne Tolmans, sensibilisiert und verändert sich.

II Bauphase: Mai - August
In mehrtägigen öffentlichen Workshops werden Schalungen aus Holz angefertigt und modulare Bausteine darin gestampft. Jeder BerlinerIn ist dazu eingeladen, aus seinem Viertel Bodenproben mitzubringen und zu testen. Aus den entstandenen vielfältigen Bausteinen wird eine Skulptur an einer trockene Stelle im Becken gemeinsam geschichtet. Wir wollen eine interpretationsoffene und aneignungsfähige Formation entwickeln.

III Auflösung: September - Oktober
Während der letzten Phase verwittert die Skulptur und löst sich im Stoffkreislauf des Wasserbeckens auf. Durch die ausschließliche Verwendung von natürlichen Materialien soll die entstandene Struktur beispielhaft für zirkuläres Bauen sein. Die Dynamik der Natur wird als Denkansatz für das architektonische Entwerfen und Bauen verwendet. Die Idee einer gezähmten, ordentlich gebauten Umwelt wird durch eine dynamische Architektur in Frage gestellt werden. Ziel ist, eine theoretische Auseinandersetzung mit der Vergänglichkeit urbaner Eingriffe anzuregen. Worin besteht der materielle und immaterielle Wert von Boden? Was werden die permanenten Effekte dieser temporären Struktur für den Ort und seine Bewohner sein? 
Die Erfahrung der aktiven Teilhabe an der Transformation einer urbanen Infrastruktur schafft ein neues Bewusstsein für die eigenen Handlungsräume in der Stadt. Der Verlauf des Projekts ist offen und abhängig von der Bereitwilligkeit der Anwohner und der Charakteristika ihrer bewohnten Böden. Wir möchten das Vergängliche als zusätzliches Element in unsere Vorstellung von Stadt integrieren.


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